Reisebericht USA + Kanada
2010
Markt Erlbach, im
November 2010
Tag 9 –
Lincoln – White Mountains – Kancamagus Highway – Mount
Washington
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Sonntag, 3. Oktober 2010
Den heutigen
Tag sind wir mal wieder etwas ruhiger gegangen. Immerhin hatten wir den
Etappendruck nicht, wie an allen bisherigen Tagen mehr oder weniger. Wir fuhren
los und befuhren zunächst die Route 112, den Kancamagus Highway. Klingt
indianisch, oder? Jedenfalls auch hier wieder Schilder, die warnen sollen. Und
in meinem Fall Hoffnung schüren [1].
Entlang
dieses Highways, wenig überraschend: Indian Summer. Oberhalb einer sehr eng
gestrickten Kurve lud ein Parkplatz zum kurzen Verweilen ein [1|2]. Ein paar Minuten
weiter dann das, was ich mir (neben Elchen) primär von dieser Reise erwartet
habe. Wofür ich über Wanderwege hetzte, Bäche überquerte, Berge auf- und
abstieg. Und dann das! Der Lily Pond. Ein See, ein Weiher, keine 200 Meter
groß, in keine Richtung. Nach ersten Bildern von der Straße aus [1|2|3|4] [P] gingen wir ein paar
Schritte [1] hinab zum Wasser.
Belohnt
wurden wir mit der wunderbaren Aussicht auf einen kleinen, unscheinbaren See,
umgeben von Bäumen, die ihr schönstes Herbstkleid aus dem Schrank geholt haben [1] [P]. Sensationell, oder?
Weiter im
Text, weiter auf der Route. Auf den nächsten Metern war ich doch etwas froh,
2004 im Death Valley gewesen zu sein. Denn da konnte ich für diese Situation
schon mal üben. Wer erinnert sich nicht an diese Begegnung, von der ich
seinerzeit berichtete? Okay. Ich erwarte das nicht. Jedenfalls bin ich damals
ja einem Auto mit Nürnberger Kennzeichen begegnet. Ganz so nah lag der Standort
des Busses, den wir hier plötzlich vor uns hatten, nicht, aber das Kennzeichen
kann einem schon bekannt vorkommen [1].
Der
Kancamagus Highway wird morgen Teil unseres Weges ostwärts sein, daher haben
wir beschlossen, heute auf dem Weg zum Mount Washington über Bartlett
abzukürzen. Was es links und rechts zu sehen gab brauche ich sicher nicht
weiter schildern [1]
[P]. Bei Glen bogen wir vom Highway 302 auf die Route
16 ab in nördliche Richtung. Wir fuhren kurz darauf bei Storyland vorbei, ein
kleiner und offensichtlich nicht allzu sensationeller Freizeitpark [1]. Direkt daneben das
Rathaus. Oder so was [1].
Ein viertel
Stündchen später etwa setzte sich unser nächstes Ziel immer weiter von der
Allgemeinheit der umgebenden Berge der White Mountains ab: Der Gipfel des Mount
Washington [1|2]. Wer dort hin will und auf der Route 16 nordwärts fährt
kann die Abfahrt [1] zur Mount Washington
Auto Road eigentlich gar nicht verpassen. Von verschiedenen Faktoren abhängig
kann man durchaus die eine oder andere Minute in der Warteschlange stehen [1|2]. So viel Info kann
ich aber schon mal loswerden: Als wir ankamen, waren die 300 Meter zwischen der
Straße und dem Mauthäuschen schon "dicht". Als wir wieder
runterfuhren gab es aus jeder Richtung einen Stau von 100 oder 200 Metern.
Am Eingang
gibt es noch ein paar eindringliche Warnungen, da offenbar immer wieder
Autofahrer, Wanderer und andere Besucher die Gefahren und Tücken der Strecke
unterschätzen [1]. Die Preise für diese
Attraktion sind stolz: 23 Dollar sind fällig für ein Auto - inklusive Fahrer,
sinnigerweise. Ein weiterer Mitfahrer kostet 8,- Dollar mehr. Maik ist
gefahren, also hätte eigentlich er die 23 und ich die acht zahlen müssen. Wir
haben aber 50/50 geteilt.
Man erhält
noch einen Aufkleber, der auf der Stoßstange stolz verkündet, dass dieses Auto
diesen Berg bezwungen hat. Unter Rücksichtnahme auf AVIS haben wir dies nicht
gemacht. Des Weiteren erhält man eine CD mit zwei Titeln für die Fahrt nach
oben. Der erste geht noch mal eingehend auf die Sicherheit ein: Aufwärtsverkehr
hat Vorfahrt, Pausen einlegen (nach oben für den Motor, nach unten für die
Bremsen), wach, aufmerksam und rücksichtsvoll bleiben. Dann wird erzählt, wann
die Idee für diese Straße entstand, wann und wie sie umgesetzt wurde. Und so
weiter. Die Dauer des Vortrags ist ziemlich genau auf die voraussichtliche
Fahrtdauer ausgelegt. Teil zwo der CD sind Informationen über die schnellste
Befahrung (dafür wird die Strecke gesperrt, es wird davon abgeraten, dies mit
dem Privatauto nachzuahmen), Kuriosa wie etwa der Aufzählung, welche
Fahrzeugtypen schon alle auf diesem Weg fuhren und so weiter. Interessant,
kurzweilig, aber streckenweise fast etwas zu sehr ablenkend.
Das mit dem
Weg nach unten habe ich eben nur erzählt, weil ich eh grad bei dem Thema mit
der CD war. Freilich gibt es auch mehr von unterwegs und von oben zu berichten.
Nach dem
Häuschen, an dem die Maut entrichtet wird, gibt es noch ein paar Dutzend Meter
Anlauf. Danach aber geht es strikt nach oben [1]. Durchgehend, ausnahmslos, nur ab und zu ein Parkplatz.
Wenn man die Straße [1|2|3|4] ab und an verlässt,
um die empfohlenen Pausen einzulegen bieten sich atemberaubende Ausblicke auf
den Berg und seine Nachbarschaft [1|2|3] [P]. Und auf mich [1].
Kurz vor dem
Gipfel hat man dann mit etwas Glück die Möglichkeit, die Cog Railway, die
Zahnradbahn fahren zu sehen, die aus eher westlicher Richtung mehrmals täglich
gen Gipfel dampft. Oder gerade von dort oben in die Gegenrichtung.
Letztgenannte Möglichkeit hatten Maik und ich, so stellten wir spontan das Auto
neben der Straße ab und liefen auf die Bahn zu [1|2]. Zunächst habe ich
mich etwas geärgert darüber, dass mein weltberühmtes Timing bewirkte, dass wir
zwar halbwegs rechtzeitig für die Bahn an sich, aber etwas zu spät für gute
Fotos waren.
Doch es war
noch eine zweite Bahn oben, die kurz darauf den Weg ins Tal antrat. Und die
habe ich fotografiert. Liebes Schicksal, liebes Timing, ich bedaure sehr, dass
mir das einfach so mal gelungen ist [1|2|3|4], wobei es weit mehr
Spaß macht (und bessere Ergebnisse bringt), wenn die Bahn dann schon ein
Stückchen des Weges nach unten zurückgelegt hat - denn da ist dann das Licht
besser [1|2|3]. Im Eifer der
Gelegenheit wäre mir fast die Gefahr entgangen, die hier offenbar gerade
bestand [1].
Wir
erreichten nach wenigen Sekunden der Weiterfahrt dann die Parkplätze knapp
unterhalb des Gipfelareals. Ein Hinweis zur zeitlichen Abwicklung des Besuchs
scheint etwas schwer umsetzbar, erschließt sich aber nach kurzem Nachdenken.
Zumindest mir [1]. Wir stürmten gleich
in Richtung Gipfel, wo gerade noch andere Touristen damit beschäftigt waren,
stolz für Bildchen zu posieren [1]. Sehr mutig fand ich
angesichts der 4° C, die es hier oben hat, das Outfit einer anderen Besucherin,
die allerdings offensichtlich nicht so fror, wie ich mir das vorgestellt hatte.
Entweder konnte sie das gut überspielen oder sie hält wirklich was aus [1|2].
Nach einem
Bild von Maik auf dem Gipfel [1] besuchten wir das
TipTop House, ein frühes Gästehaus auf diesem eher unwirtlichen Berg [1|2|3|4|5]. Der Gipfel kann,
freilich, auch zu Fuß erklommen werden. Allerdings empfiehlt sich hier eine
gute Vorbereitung, vor allem ausgeprägte, spontane Wetterumschwünge führen
immer wieder zu Erfrierungen, Rettungsaktionen, teils auch zum Verlust des Lebens.
Immerhin ist auf diesem Berg die bislang stärkste von Menschen gemessene
Windgeschwindigkeit verzeichnet worden. Lumpige 372 km/h. Die Wanderwege sind,
wie in jeder touristisch geprägten Region der USA, gut ausgeschildert und es
gibt Wanderwege für so ziemlich jeden Bedarf [1].
In dem
Gipfelhaus gibt es ein Restaurant, einen Gift Shop, ein Museum und ein Büro,
das sich um Besucher, insbesondere Wanderer kümmert und über mehr oder weniger
Wissenswertes rund um den Berg informiert [1|2|3]. Einer der Aushänge
berichtet von denjenigen, die beim Bergsteigen und Wandern ihr Leben gelassen
haben [1|2]. Gedenken? Warnung? Beides?
Wir begaben
uns nach kurzem Besuch des Museums [1|2] und dem Kauf eines T-Shirts auf die Aussichtsplattform,
die sehr interessante, spannende und schöne Blicke nach unten: Auf die Straße,
die hier hochführt [1] genauso wie auf die
Umgebung [1|2|3|4|5|6] [P1|P2]. Neben der eindeutig touristischen Ausrichtung des
Bereiches gibt es hier auch ein Observatorium, das der Wetterbeobachtung und
-Forschung verschrieben ist [1]. Und wir hatten
Glück: Denn der Gipfel ist auch dafür bekannt (wenn er bekannt ist), dass er zu
60% in Nebel und/oder Wolken (wo liegt denn da jetzt der Unterschied oder die
Grenze?) liegt. So konnten wir heute oberhalb der Wolken parken -wenngleich es
nicht viele davon gab [1].
Als
Abschiedsfoto von diesem irgendwie bezaubernden Ort (zumindest wenn kein Nebel
ist, haha!) entschied ich mich für eine etwas andere Perspektive der vorhin
schon beschriebenen Zahnradbahn [1]. Am Parkplatz gibt es
auch so einiges zu sehen. So zum Beispiel die Erkenntnis, dass hier
grundsätzlich mit viel Respekt vor der Höhe geparkt wird [1|2]. Da konnten wir
mithalten [1]. Wirklichen Respekt
verdienen jene, die bei diesem Wetter entweder so auftreten wie die junge Dame
eben am Gipfel oder der Mustang-Fahrer, der gerade ankam, als wir abfuhren [1].
Während auf
dem Weg nach oben der Blick ebenfalls eher nach oben geht, freilich vor allem
auf den Straßenverlauf gibt es auf dem Weg nach unten die Möglichkeit, sich die
Straße von oben anzusehen [1]. Immer wieder, wenn
das Gelände das zugelassen hat, gibt es Parkbuchten, wie vorhin schon erzählt
dafür gedacht, Motoren und Bremsen abkühlen zu lassen. An einer dieser Stellen
begegneten wir ein paar Indern. Denen begegneten wir oben, um den Gipfel herum
und während der Zwischenstopps auf dem Rückweg ständig. Das gibt dem Begriff
"Indian Summer" eine ganz andere Bedeutung. Zu den Herren, die auf
dem Bild eben zu sehen waren gesellten sich noch weitere 10-12 Leute, die
natürlich mit anderen Autos hier hochkamen. Ich habe ein Bild gemacht, auf dem
sie alle zu sehen sind, was sie sehr erfreut hat. Und auch sonst scheint die
Gruppe gigantisch Spaß gehabt zu haben. Warum und woran auch immer.
Irgendwo auf
diesem Weg nach unten gab es sogar einen Stau. Da hatte irgend so ein Superheld
die Idee, mitten auf der Straße, mitten in der Kurve zu wenden [1]. Warum uns hier dann
auch Autos mit Kanu auf dem Dach begegneten ist auch so eine Frage, die weder
Maik noch ich beantworten konnten [1]. Egal. Solang der
Fahrer es weiß. Es hat jedenfalls für die eine oder andere ganz amüsante
Vermutung gesorgt. Etwas weiter unten, auf einem etwas größeren Parkplatz,
konnte ich kurz den Duft schmorender Bremsen deutscher Lastenträger [1] einatmen, bevor wir
den Weg fortsetzten.
Da kurze
Pausen für die Regeneration der Bremswirkung eher wenig hilfreich sind haben
wir kurz vor dem Portal dieser Mautstrecke, aber doch noch etwa 340 Meter
höher, noch kurz angehalten und beschlossen, die ersten Meter eines Wanderweges
entlang zu laufen. Also Wanderschuhe angeschnallt und los. Über den
Straßengraben [1] zu gelangen war noch
eine der einfacheren Aufgaben, wenig später waren wir (wieder einmal) an einem
Punkt, an dem ich es mir dank Egon nicht zutraute, weiter zu laufen [1|2]. Wer Egon ist? Das
ist der Tumor, den ich mir vor gut zwei Jahren aus dem Ohr schnibbeln ließ.
Seitdem ist mein Gleichgewicht nur noch bedingt kampftauglich. Aber das mal nur
am Rande. Bevor ich hier pauschal als Weichei abgestempelt werde.
Schon auf dem
Weg nach oben hat sich die Tankanzeige unseres Leihwagens optisch und akustisch
bemerkbar gemacht. "Fuel Low" stand da. Also so viel wie: Wenig
Sprit. Wie wenig das ist, verschweigt das Gerät. Vorher, als wir es nicht so
dringend brauchten, erhielten wir noch die Info, wie viel Reichweite wir noch
haben. Das musste ich jetzt und hier erst mal herausfinden, wie ich diese
Anzeige zurückerhalte. Ein paar Meilen wären es noch gewesen, also beschlossen
wir, als das auf dem Weg nach oben schon losging, dass wir das hier jetzt
durchziehen.
Zurück am Fuß
des Berges gibt es direkt an der "Einfahrt" einen kleinen Laden mit
einer Zapfsäule, die ich fast schon als historisch bezeichnen würde. Die war
erst mal besetzt, klar, andere müssen auch mal tanken. Doch dass der Fahrer des
Autos vor uns jetzt hier eine Pause einlegte, nachdem er vom Bezahlen zurück
kam, sah ich nicht so ganz ein. Kurz gehupt, dem Herrn über den Umweg seines
Rückspiegels angedeutet, er möge sich voranbewegen und schon war der Weg frei.
Die Zapfsäule
stand einfach so rum [1]. Das Ding hat dann
nichts getan, als wir den Tankvorgang starten wollten. Die Lösung war, dass der
Halter der Zapfpistole gleichzeitig eine Sperre ist: Nur, wenn die Apparatur
nicht eingehängt ist, also im Normalfall im Tankstutzen des Autos hängt, kann
dieser Halter nach oben geklappt und die Anlage damit entriegelt werden [1]. Schön retro ist
natürlich auch die Anzeige [1]. Ein Blick zurück [1] und weiter geht's in
Richtung Gorham.
Doch bevor
wir dort ankamen standen am Rand der White Mountain Road, unweit der
Androscoggin Ranger District Station, ein paar Autos. Und ein paar Menschen
daneben, die in den Wald guckten. Maik meinte, ich solle mal anhalten. Ich
wusste nicht, wozu. Aber wir machten das dann eben mal. Denn, so Maik, die
Leute haben sicher Elche gesehen.
Elche!!!!
Wir gesellten
uns zu den Leuten, die da standen [1] und guckten mit. Was
soll ich sagen? Auch wenn viele Blätter und Zweige es sehr erschwerten, meine
erste Begegnung mit lebenden Elchen in Freier Wildbahn war fantastisch. Bevor
Du jetzt auf die Bilder klickst und enttäuscht bist möchte ich vorausschicken:
Es sind keine Postkarten- oder Kalenderbilder. Es sind Versuche, den Moment
festzuhalten [1|2].
Wir waren
noch nicht lang da, wechselten die beiden - Eine Elchkuh mit einem Kalb - die
Seite des Waldes, allerdings (leider) nicht über die Straße sondern eine Furt
in dem Bächlein, das hier die Straße unterquerte. Und ich hatte die Kamera
gerade aus!
Während
einige Beobachter zwischenzeitlich kapitulierten blieben Maik und ich vor Ort.
Durch das Dickicht des Waldes waren die beiden auch immer wieder mal zu sehen.
Wäre hier nicht ein Tümpel gewesen, der am Waldrand entlang verlief, ganz
ehrlich: Ich glaube ich wäre auf die zwei Hübschen zugestürmt. Mal schauen, ob
die wirklich so grob sind, wenn sie mit dem Nachwuchs unterwegs sind. Aber ich
ließ es bleiben. Aus ärztlicher Sicht sicher besser. Für die weiteren Bilder,
die ich mitgebracht habe eher weniger gut. Dennoch möchte ich sie Euch, liebe
Leser, nicht vorenthalten. In der Hoffnung, dass die/der Eine oder Andere meine
Begeisterung teilen kann [1|2|3|4|5|6|7|8|9|10]
[11|12|13|14|15|16|17].
Ein solches
Erlebnis schreit natürlich nach Stärkung. Wir fuhren die restliche Etappe bis
Gorham und kehrten gediegen bei einem König ein [1]. Noch in Gorham passierten wir einen Minigolfplatz mit
einem Elch als Maskottchen [1]. Wir komplettierten
quasi nach und nach die Runde um den Mount Washington und seine bergische
Nachbarschaft. Unterwegs dann ein Elch, der mich im Vorbeifahren so spontan zum
Bremsen genötigt hat, dass ich es fast nicht mehr geschafft hätte und
schnurstracks in genau dieses Schild gekracht wäre [1]. Angesichts der Einrichtung, vor der dieser eher farblose
Genosse aufgestellt war wäre das gleich doppelt verhängnisvoll gewesen [1].
So langsam
aber sicher drängte auch etwas die Zeit. Immerhin wollten wir rechtzeitig
zurück in Lincoln sein. Wir hatten uns ja für diese Tour angemeldet und sollten
pünktlich da sein. Letzten Endes reichte es sogar noch für ein gediegenes
Abendessen im Wirtshaus zum goldenen M, direkt neben dem Büro des Veranstalters
der Safari.
Die
Reservierung hat geklappt, wir bekamen einen hoch professionellen Boarding Pass
ausgehändigt [1]. Der Bus, ein Gefährt
mit 25 Sitzplätzen [1|2|3], war ausgebucht. Nach
einigen Minuten warten kam der Ticketverkäufer aus seiner Bude raus und
erzählte uns, wie das hier dann abläuft. Das Einsteigen geht nach der Reihenfolge
der Nummern, die vorab ausgeteilt wurden.
Maik hatte
die blendende (Nachdem das nicht eindeutig genug ist: Die Aussage strotzt nur
so vor Ironie!) Idee, er setzt sich auf die rechte Seite des Busses, ich setze
mich links hin und so kann immer zumindest einer von uns Bilder machen, wenn
irgendwo ein Elch zu sehen ist. Am Ende war sogar noch der Platz neben mir frei
und ich freute mich. Rucksack abgestellt, mehr Bewegungsfreiheit.
Doch weit
gefehlt. Kurz drauf kam nämlich der Herr Ticketverkäufer und verstellte den
Sitz seitwärts in Richtung des Ganges. Nicht der Fluss in Indien, der Platz
zwischen den Sitzreihen! Er meinte, meine Sitznachbarin hätte erst eine
Knieoperation gehabt und sie hätte sich daher wohl verspätet. Direkt aus dem OP
in den Bus? Naja. Irgendwann kam dann die junge Dame daher und die erste Frage,
die ich mir nicht stellen musste war: Warum die Knie? Sagen wir, Leute mit
Buckel habe ich schon gesehen und sicher bin ich nicht unbegrenzt befugt, über
Gewichtsprobleme zu lästern, aber dass es Buckel aus Fett gibt war mir bislang
noch nicht bekannt [1].
Die Angebote
diverser Mitfahrender, sie würden es Maik und mir ermöglichen, uns doch wieder
zusammen zu setzen, schlug ich aus. Das war dumm, aber ich wusste zu diesem
Zeitpunkt noch nicht, welches Trauma ich von diesem Abend mit heim nehmen
würde. Die gute Frau hat sich dann entschuldigt, es täte ihr so leid, dass sie
zu spät sei, ihre Knie. Blabla! Hätte die Sumpfkuh auf ihren McDonalds
Milchshake verzichtet, dessen "leerer" Becher dann am Ende der Fahrt
im Bus herumrollte und den Boden versaute, sie hätte es vielleicht noch
pünktlich geschafft. Dass sie dann unterwegs lauter "lustige"
Bemerkungen gemacht hat und doofe Fragen gestellt hat komplettierte das Trauma.
Ich hatte Elchsafari gebucht. Kein Walkuscheln!
Ich vermutete
ja, der Typ mit dem witzigen Elch T-Shirt, der vor dem Einsteigen schon einige
Minuten in der Gegend war, wäre der Fahrer. Gefahren ist aber der Ticketverkäufer.
Ob das gut ist? Den ganzen Tag Karten verkaufen und am Abend dann noch einen
Bus mit über 20 Leuten an Bord steuern? Was soll's. Der Ticketmann hat uns dann
noch ein kleines Intro [1] gegeben und wir
sollten, während er sich ans Steuer setzt, dem Tourguide applaudieren [1]. Namen fielen auch,
aber gemerkt habe ich sie mir nicht.
Jedenfalls
saß ich die ersten zwei Stunden ängstlich und angeekelt zusammengekauert
zwischen diesem Fenster und diesem Etwas, habe mich so zwischen Vordersitz und
eigene Sitzlehne in den Bus geklemmt, um so wenig Berührungspunkte wie möglich
zu haben. Wie gut das gelang? Bitte! Ich mag da jetzt nicht drüber nachdenken!
Wir fuhren los. Schon innerhalb der ersten Minute sahen wir den ersten Elch [1]. Ein Spitzengag und
ich begann schon, zu befürchten, dass dies den ganzen Abend lang so geht.
Während so ungefähr im Osten die Sonne unterging [1] fuhren wir über die Highways der Umgebung. Frage mich
bitte nicht nach der Route. Wir fuhren, wir rasten, wir schlichen. Highway hin,
gewendet, Highway her. Ab und an mit Ankündigung.
An den
Schleichpassagen, wenn kein Auto entgegenkam oder überholte, wurden die
Zusatzscheinwerfer auf beiden Flanken des Busses aktiviert und mit extra hellen
Taschenlampen der Wald abgesucht. Wer einen Elch sieht, so der Vorschlag, solle
sich melden. Es wurden Witze erzählt, seltsame Lieder angestimmt, teils
untermauert von einem, äh, Lasershowchen. Mit Seifenblasen.
Etwa eine
Stunde nach Abfahrt dann ein erster Halt. Aber nicht eines Elches wegen sondern
zum Einkaufen. In dem Laden, den wir jetzt ansteuern, gäbe es ganz ganz tolles
"Fudge", irgend so ein Süßkram. Fahrer und Erzähler stiegen aus und
waren sogleich hinter der Theke bzw. der Kasse im Verkaufsraum zu finden.
Seltsam. Nach einkaufen war mir nicht. Ich war nur stinkesauer wegen meiner
beengten Sitz-uation. Ich habe dann auch - ich denke die Ironie in meinen
Worten war hinreichend erkennbar - Maik zu dieser glorreichen Idee gratuliert.
Eigentlich hätte ich mittlerweile gern Plätze getauscht, mit irgendwem. Aber es
kam kein Angebot mehr und fragen wollte ich auch nicht. Ich verstehe das auch,
dass da niemand weiter Wert auf diese Gesellschaft legte.
Nachdem ich
also meinem Ärger über die Situation - gut, Maik konnte auch nicht wissen,
welch dickes Ende sich auf seine Idee hin anbahnen wird - Luft gemacht hatte
machte ich vor Ort noch ein paar Bildchen [1|2]. Kurz darauf fanden
wir uns im Bus wieder. Gesteuert von diesem Drei-Job-Talent und kommentiert von
seinem Guide [1].
Es war
schlimm. Eng, stickig, erklärte Stimmungskanonen am Mikrofon und neben mir.
Unterwegs geschah dann auch das, was eingangs schon angekündigt wurde: Die
Fenster des Fahrzeugs beschlugen. Dieses grazile Geschöpf neben mir hat schon
während der Fahrt immer wieder irgendwas gelabert. Irgendwann wies sie mich
darauf hin, dass ich doch das Küchentuch, das zur Verfügung gestellt wurde, zum
Beseitigen des Beschlags nehmen soll. Nachdem ich darauf nicht eingegangen bin
nahm sie das ding selber, wälzte sich mehr oder weniger an mir vorbei und
wischte die Scheibe selbst. Ich litt im Stillen. Wenn ich jetzt meine
Selbstzügelung aufgegeben hätte, ich wäre in den Medien groß rausgekommen.
Gemessen am
Startzeitpunkt waren es über zweieinhalb Stunden die unsere erste Elchsichtung
auf sich warten ließ. Der Bus hielt an, Scheinwerfer auf einen Tümpel
gerichtet, der rechts der Straße vor sich hin tümpelte. Da war eine Elchin mit
einem Elchkind gestanden und hat recht verwirrt geschaut. Erst mal durften und
sollten wir vom Bus aus Bilder machen, was sich angesichts der
Lichtverhältnisse etwas schwierig gestaltete. Ich bat die diätresistente
Wunderwaffe auf meinem Nebensitz, kaputte Knie hin oder her, mich kurz
freizulassen um durch das offene Schiebefensterchen ein erstes Bild zu machen.
Bei dieser halbakrobatischen Leistung ging mir der Objektivdeckel meiner Kamera
verloren. Wie gesagt, schwierig: [1]. Dann wurden wir noch
mal darauf hingewiesen, wir mögen doch langsam und leise den Bus verlassen.
Weder die
Scheinwerfer noch die immer wieder aufflammenden Blitze schienen die beiden
groß zu irritieren. So gelangen auch mir mithilfe meines Stativs und hoher
ISO-Empfindlichkeit zwei halbwegs brauchbare Bilder [1|2]. Gut. Das Wortspiel,
es handle sich hier nicht um "Moose Watching" (Elchbeobachtung)
sondern "Make fools watching" (wir bringen Idioten zum Schauen)
konnte ich damit einstecken. Aber das war es mir wert, ohne jeden Zweifel.
Zurück am
Ausgangspunkt der Tour verließen wir die fahrbare Hölle. Vorher durfte ich noch
kurz nachschauen, ob der Objektivdeckel noch auffindbar wäre. Ich erhielt dazu
eine der Bordtaschenlampen. Aber kein Erfolg! Dafür, dass die beiden Jungs hier
noch kurz gewartet haben erhielten sie auch noch ein kleines Trinkgeld. Wir
fuhren zurück zum Hotel, gleiche Adresse wie gestern. Ein aufschlussreicher,
erfüllender Tag war Geschichte. Elche in freier Wildbahn! Yeah!
119 Meilen,
etwa 190 km. Routenskizze hier.
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