Reisebericht USA 2009
Markt Erlbach, im November 2009
Tag 12 - Tusayan - Grand Canyon - Bright Angel Trail - Indian Garden - Colorado River - Phantom Ranch
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Sonntag, 1. November 2009
Gewidmet meiner Tochter.

Heute geht's um die Wurst. Ich habe ja gestern schon erzählt, dass ich mich in diese Warteliste in der Bright Angel Lodge eintragen habe lassen und dort auf Platz 6 gelandet bin. Ob das wirklich so eine gute Idee war, den gestrigen Tag mit der Einstellung "Ich habe Zeit ohne Ende" in Angriff zu nehmen? Jedenfalls bin ich um 5:30 schon aufgestanden: Die Weckerei mit Handy sowie Weckruf vom Hotel hat gut geklappt.

Die Klamotten für heute habe ich mir schon gestern Abend zurecht gelegt, ebenso die Fototasche vorbereitet und den Rucksack gepackt. Somit war ich auch relativ schnell startklar, konnte noch vor 6 Uhr aufbrechen. Das war auch gut so, da ich mit Temperaturen unter Null zu rechnen hatte und heute früh erst darüber nachdachte, dass dies ja bedeuten könnte, dass ich Scheiben kratzen muss. An einem Cabrio, im Urlaub!

Am Empfang des Hotels habe ich noch kurz gemeldet, dass ich die Nacht eventuell nicht im Zimmer sein könnte, wenn sich das mit der Phantom Ranch in die Praxis umsetzen lässt. Damit sich keiner Sorgen machen braucht.

Mit etwa 8°C Minus war es auch sehr frisch. Aber kratzen musste ich nicht. So konnte ich wirklich weit früher losfahren als geplant. Die Einfahrt in den Park war auch "kostenlos". Das wäre sie so oder so gewesen, da die Häuschen an der Einfahrt früh um die Zeit noch nicht besetzt sind. Aber verlassen würde ich mich darauf nicht. Vielleicht hat ja der zuständige Ranger nur verschlafen an dem Tag.

Etwa eine viertel Stunde vorher war ich da, wo ich sein sollte und hin wollte. Es war spannend. Erst mal musste ich für kleine Elche, was in mir die Angst wachsen ließ, ich könnte den Termin nicht wahrnehmen. Wir waren etwa 8 Leute (ich war zu aufgeregt um auf die Idee zu kommen, zu zählen. Außerdem war da noch Laura, eine nette, hübsche Junge Frau aus Utah, mit der ich mich noch kurz unterhalten habe). Die wollte (sonst wäre sie sicher nicht um diese Uhrzeit genau hier gewesen) auch nach unten. Sehr pünktlich um 6:30 (In Sekunden ausgedrückt haben wir bei der Abweichung gewiss eine Null vor dem Komma) werden die Namen der gelisteten Personen verlesen. Nach einem Pärchen und ein paar einzelnen Personen wurde tatsächlich ich aufgerufen! Also bin ich gleich hin zu dem Tresen und erledigte den Papierkram.

Ich habe das Abendessen für heute bestellt, Frühstück dazu, die Zahlung erledigt und die Papiere erhalten. Ich verließ die Bright Angel Lodge und war für diesen Moment einfach nur froh, wenn nicht gar glücklich.

Ich zog meine Wanderschuhe an, schnallte meinen Rucksack auf den Rücken, meine Gürteltaschen für Geldbeutel, Autoschlüssel und Wasserflaschen um den Bauch, zählte noch mal alle Schichten meiner Kleidung nach und brach auf. Mit etwa 5,5 Litern Wasser und isotonischen Getränken sowie etwa einem Dutzend Energieriegeln an Bord fühlte ich mich hinreichend ausgestattet. Mit 4 Lagen Klamotten am Oberkörper, 3 Lagen unterhalb der Gürtellinie, Mütze und Stirnband hoffte ich darauf, dass die Temperaturen mir nichts anhaben können. Das (soviel sei schon mal verraten) hat auch geklappt.

Und wer sich dafür interessiert, was ich heute vor mir hatte: Hier eine Karte der Route, die ich heute laufen wollte [1]

Die ersten Meter kannte ich ja von meinem "Reinschmecken" gestern Abend. Schon kurz nach dem Start hat mich ein Mann überholt, der wohl zu den Canyon Runnern gehört, die Sportskanonen, die am Südrim runtergehen und auf der Nordseite wieder hoch. Ich hatte dem kurz Platz gemacht, wenige Schritte weiter stand er da und entledigte sich einer Schicht Kleidung. Er startete erneut, ich ließ ihn wieder vorbei und im Vorbeilaufen meinte er "Das ist das letzte Mal jetzt, ich versprech's" (auf englisch natürlich). Ich konterte mit einem "wir werden sehen", habe ihn aber dann tatsächlich nicht mehr zu Gesicht bekommen. Es scheint sie doch noch zu geben - die Leute, die ihr Wort halten. In den Strahlen der aufgehenden Sonne zeigt sich der Canyon, wie auch am Abend, besonders bunt, besonders schön, besonders anmutig [1|2|3] [P]. Schnell war der Leitsatz für diese Wanderung gefunden, der auch der Monatsspruch für November auf meiner Homepage werden sollte: Das nächste Ziel ist der nächste Schritt.

Durch das frühe Losgehen und die Gelegenheit der Übernachtung hatte ich jede Menge Zeit, sodass ich auch ab und zu innehalten konnte und auch mal einen Blick zurück werfen - Um zu sehen, wie weit ich schon bin. Aber genau diese Blicke sind es, die Dich wenig bis gar nicht weiterbringen: Beim Blick nach oben sieht man oft nur Fragmente des Canyons [1], deren Kanten nicht zwingend das Rim sein müssen [1]. Bis zum 1,5 Miles Resthouse [1|2], also einem Rasthaus und Unterschlupf (wenn es hier mal so richtig Wetter hat, ist das sicher auch nicht zu verachten) nach rund 2,4 gelaufenen Kilometern bekommt man ein ungefähres Gefühl, wie lang man brauchen wird, wie schwer die Wanderung sein wird.

Jedenfalls ist die Strecke weitgehend (bis auf die Befestigungen von Stufen und aus dem Stein gemeißelte Wege) naturnah. Die Sache mit dem Abfall ist sehr streng geregelt, auch wenn ich von entsprechender Bestrafung nichts gelesen habe so scheint hier doch ein sehr gutes Verständnis für den Erhalt dieser wunderbaren Landschaft zu herrschen. Weit und breit kein Müll. Respekt! Aber wenn man mit offenen Augen hier spazieren geht und die Augen dabei offen hält findet man sogar das eine oder andere Relikt Menschlicher Gegenwart. Was sich zwar in Grenzen hält, aber ich petze es trotzdem [1].

Immer wieder neue Perspektiven bieten sich alle paar Meter auf dem Weg nach unten [1]. Auf den geschwungenen Wegen des Trails [1|2] geht es nach und nach nach unten. Auch immer wieder spannend sind die Begegnungen mit den Mules, die in Karawanen zu meist 6 Tieren das Rim und die weiter unten liegenden Bereiche bis hin zur Phantom Ranch mit Verpflegung und anderen Bedarfsartikeln versorgen, für die Rückführung des im Canyon entstandenen Mülls zuständig sind und auch, wie ich am Abend erfahren habe, Postkarten transportieren [1|2|3]. Vorbei an einem offenliegenden Teil der Wasserversorgung [1], die allerdings im Winter zwecks Vermeidung von Frostschäden geleert ist, wird der Trail vorerst mal etwas flacher [1]. Mein Thermometer zeigt bis hierher durchgehend Temperaturen um die 10°C an, durch die Bewegung habe ich allerdings bereits am 3 Mile Resthouse schon die oberen Lagen meiner Kleidung von mir gerissen und im Rucksack verstaut. Der war damit dann gut voll und hatte auch, inklusive der beinhalteten Flaschen, ein ordentliches Gewicht. Aber es war im wahrsten Sinne des Wortes alles noch tragbar.

Gut 4,6 Meilen, knapp 7,5 Kilometer nach dem Start erreicht der Wanderer (in dem Fall also ich) den Indian Garden. Ein Zeltplatz in einer erstaunlich grünen Oase neben dem Bright Angel Trail [1|2]. Und was der Eldridge Grade kann [r] kann der Grand Canyon schon lange. Vielleicht sogar etwas besser. Urteile selbst [1].

Der Indian Garden markiert auf dem Weg vom Rim zum Fluß etwa die halbe Strecke. Dazu kommen noch rund 2 Meilen entlang des Flusses zur Phantom Ranch und optional der Umweg über den Plateau Point. Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich heute gut in der Zeit liege und daher auch den Tag ganz anders nutzen kann und will, als das der Fall gewesen wäre, hätte ich diese Übernachtung auf der Ranch nicht bekommen. Jedenfalls ist man an den wichtigen Stellen entlang des Trails immer gut informiert [1].

Nach einem weiteren Warnhinweis der Betreiber des Parks spaltet sich der Weg [1]. Links entlang gelangt man zum Plateau Point, auf der anderen Seite der Gabelung geht es zum Colorado und der Phantom Ranch. Der Plateau Point ist von hier aus noch 1,5 Meilen entfernt, vom Rim gerechnet also rund 6 Meilen bzw. 9,5 Kilometer. Für mittelprächtig geübte Wanderer ein Pensum, das an einem Tag zu bewältigen ist. Aber wenn Du Dich jetzt auf die Socken machst: Denk daran! Wasser!

Ich beschloss, den Umweg zum Plateau Point zu gehen. Ich überquerte noch den Bach im Indian Garden, ab hier war der Weg relativ eben und gerade. An diesem Bach, den es zu überqueren galt, konnte ich kurz ein Reh beobachten, das gemütlich aus dem Bächlein trank, welches neben dem Trail gen Tal fließt [1] (andersrum wär das doch mal eine Sensation, oder?). Wenige Meter nach der Gabelung war es dann soweit: Der erste direkte Sonnenstrahl, der mich an diesem Tag erreichte [1]. Das war knapp eine Stunde vor Mittag.

Auf dem Weg zu diesem Ausguck habe ich keine Bilder gemacht. Ab und zu ein kurzer Blick aufs Thermometer lässt mich berichten, dass die rund 10 bis 12°C, die es im Schatten hatte, sprunghaft auf etwa 20°C ansteigen, sobald eben dieser Schatten verlassen wird. Erst kurz vor dem Zwischenziel habe ich die Kamera wieder zur Hand genommen und für eine hinreichende Bebilderung meiner Reise gesorgt [1].

Zur Stelle mit der Aussicht selbst ist dann doch etwas Kletterei gefragt [1], aber das, was man hier zu sehen bekommt, ist es allemal wert! Auf dem Plateau selbst lag ein Pärchen und lugte gen Himmel, berichtete mir sogleich, dass ich etwas zu spät sei: Vor ein paar Minuten kreiste noch ein riesiger Kondor hier über ihren Köpfen. Es wurde dann auch gleich die Digitalkamera ausgepackt und man zeigte mir die Bilder dazu. Was ich auf dem kleinen Monitor so erkennen konnte, respektabel! Fast war ich ein wenig neidisch.

Aber echt nur fast!

Ich machte dann noch ein paar Fotos von Canyon und Colorado River [1|2|3|4] [P], ließ mich von diesen betont netten Kanadiern selbst fotografieren [1] und unterhielt mich ein paar Minuten mit den beiden, bis vierbeiniger Besuch kurzfristig unsere Aufmerksamkeit auf sich zog [1].

Auf dem Weg zurück zum Indian Garden holte ich dann auch nach, ein Foto von dem Pfad zwischen diesen beiden Punkten [P] zu machen. Kurz vor dem Indian Garden stach mir ein saftig grüner Baum ins Auge, der sich im Licht der mittlerweile hoch stehenden Sonne enorm von seiner Umgebung abgehoben hat [1]. Die Fauna im und am Indian Garden ist, das hast Du sicher mittlerweile selbst gemerkt, verblüffend grün und bunt zugleich. Grünbunt könnte man sagen [1]. Aber es ist ein anderes Grünbunt als in Irland letztes Jahr.

Im Schatten der mitunter großen Bäume (vom Rim oben aus sieht das höchstens aus als wüchse hier unten Gras) [1] knipste ich  noch das zweimalig (Hinweg und Rückweg zählen extra) überquerte Bächlein [1] und die sicher nicht ganz ernst zu nehmende Beschilderung ebendessen [1].

Ein Mulitrek mit Touristen an Bord machte gerade hier halt [1], als ich aufbrach, den Bright Angel Trail weiter entlang zu laufen, den Fluss zu erreichen, und letzten Endes Quartier im Bright Angel Valley zu beziehen. Doch dazu später. Beim Blick zurück fragt man sich: Wie haben die Pioniere es hier damals geschafft, wieder nach oben zu kommen, wenn sie unten waren? Denn immer wieder, wenn ich mich umdrehte baute sich vor mir eine Wand auf, der ich (wüsste ich es nicht besser) nicht zutrauen würde, dass sie einen Weg birgt, über den ich hier lebend wieder rauskomme [1|2].

Auf diesem Abschnitt der Strecke hatte ich eine Zeit lang eine Gruppe junger Leute um mich, über die ich mich einfach nur wundern konnte. Die sind da rumgelaufen, hihi hier, hihi da, kaum Wasser an Bord. Und wenn ich mir die Ausstattung so angeschaut habe überkamen mich einfach nur Zweifel. Ich habe irgendwann eine kurze Pause eingelegt, weil die mit ihrer Alberei - da wurde sogar geschubst und gestoßen - nicht nur unreif und störend auf mich wirkten sondern auch viel Staub aufwirbelten, den zu schlucken ich nicht willens war [1].

Etwas angenehmer empfand ich dann die Umgebung hier. Fast parallel zum Plateau Point Trail führt mich mein Weg jetzt in eine Schlucht zwischen den Felsen des Grand Canyon, in der es verblüffend grün zugeht [1|2]. Etwas in's Stocken geraten ist mein Wanderfluss an einem Flüsschen, das es zu queren galt. Das kannte ich ja schon vom Yosemite Park her, aber hier geht es um mehr. Ich kann nicht einfach umkehren und zurück zum Auto, wenn etwas schief geht. Hier muss ich durch. Oder besser: Drüber [1|2]!

Das ist zwar mal ganz nett, aber bei den Temperaturen - immer wieder durchquerte ich schattige Bereiche, in denen die Temperatur nach wie vor nicht weit über 10°C war - ist das eigentilch ein verzichtbares Spannungsextra. Ehrlich gesagt ist mir das plätschernde Wasser dann doch an der Seite des Trails viel lieber [1].

Nach ein paar etwas entspannenderen Abschnitten unterhalb des Indian Gardens wandelt sich der Weg wieder in dieses zickzackige Monster zurück, das man auf den ersten paar Schritten, direkt unterhalb des Rims, kennengelernt hat und auf den ersten 3 Meilen intensiv kennengelernt hat [1|2|3|4]. Dann kommt die Stelle, an der ich anfing, an meinem Verstand zu zweifeln. Also noch mehr als sonst. Nach dem nächsten Felsvorsprung blickst Du auf den Trail, der sich immer weiter und weiter hinunterschlängelt. Da stand ich dann da und fragte mich, ob ich nicht langsam aber sicher den Erdkern erreiche [1]

Auf weiten Strecken begleitete mich ab dem Indian Garden immer wieder das Plätschern eines Rinnsales, Bächleins oder Baches. Ob das immer der Gleiche ist und ich damit vielleicht dem einen oder anderen Tropfen zwei Mal begegnet bin vermag ich nicht sicher zu berichten. Schön anzusehen ist das allemal [1]. Nachdem ich die Enge der Schlucht in einem Überkopf Panorama [1] einzufangen versuchte (ich gestehe, nur bedingt aussagekräftig) wartete die nächste Überquerungsaufgabe auf mich [1]. Und weil ich das so schön finde war das nicht das letzte Mal [1|2].

Ich greife mal meine Zählung vom Rückweg vorweg: Ich habe 4 fließende, anspruchsvolle Creeks gezählt, 5 einfachere die quasi im Spaziergang zu überschreiten sind und 2 trockene. Letztgenannte werden vermutlich bei und nach Regen zu den erst- oder mittelgenannten zählen und auch die von mir angewandte Kategorisierung kann sich bei entsprechender Witterung nach oben verschieben bis hin zum reißenden Fluss. Oder so.

Noch ein paar Schritte weiter erreichte ich ihn dann: Den Colorado River. Zumindest hätte ich direkt dort hin runter gekonnt [1]. Doch ich beschloss, nicht die paar Meter runter zum Fluss zu gehen sondern auf dem River Trail die ausgeschilderten restlichen zwei Meilen zu wandern. Da geht es mal auf, mal ab, aber der Blickkontakt zum Colorado reisst ab hier kein einziges Mal mehr ab [1|2] [P]. Irgendwann erblickte ich in dieser riesigen Schlucht dann ach die Silver Suspension Bridge [1]. Nach einem Selbstportrait mit Palme [1] hielt mein Freund, der Canyon, die nächste Überraschung bereit: Entlang des Flusses gibt es richtige Sanddünen [1] an deren Ende ich sogar einer kleinen Schlange begegnete. Ob das dann allerdings eine der berüchtigten Klapperschlangen hier ist konnte mir ein anderer Wanderer, der mir entgegen kam, auch nicht sagen. Ja kennt sich hier denn gar keiner aus? Freilich habe ich aus sicherer (zumindest für sicher gehaltener) Entfernung ein Bild gemacht. Wenn Du Dich also auskennst und mir da mehr sagen kannst bist Du herzlich dazu eingeladen, mich das auch wissen zu lassen [1].

Direkt nach den Sandhügeln, die am fließenden Gewässer entlang auf dem weiteren Weg zur Brücke [1] zu finden sind, wird das Gelände fast schon abrupt felsig und schroff [1]. Am Ufer selbst findet sich streckenweise Geröll, das mir auf die Distanz in seinem Format fast schon vorkommt als wäre es nach Größe vorsortiert [1].

Ein nächstes "geschafft"-Erlebnis verschaffte mir dann die Silver Suspension Bridge, eine von zwei Brücken über die der Colorado hier unten überquert werden kann. Wie ich auf der Brücke aussehe? So etwa: [1]. Etwas weiter flussaufwärts ist dann die Black Suspension Bridge zu sehen [1], über welche die Mulis den Fluss überqueren: Da die silberne Version des Brückenschlags, habe ich gelesen, durch den Gitterboden den Blick nach unten zulässt trauen sich diese Lastentiere nicht über diese Brücke. Da die Schwarze Brücke sozusagen blickdicht ist haben die Vierbeiner hier keine Probleme. Die Gebäude, die auf dem Bild zu sehen sind und die ich für einen Teil der Phantom Ranch gehalten habe führten mich etwas in die Irre. Die gehören zu der Institution Mulitransport.

Noch bevor ich die restliche Strecke zur Phantom Ranch in Angriff nahm lief ich zum Boat Beach, einem kleinen Sandstrand am Colorado. Vor dem Baden wird hier allerdings ausdrücklich gewarnt, da immer wieder tückische Stromschnellen Gäste der Region haben verschwinden lassen. So setzte ich (zumindest ungefähr) das Vorhaben um, meine Füße in den Colorado zu halten um zu dokumentieren: Ich habe es geschafft [1]! Warum das dann so aussieht und nicht meine Füße zu sehen sind? Sagen wir so: Nach dieser Strecke haben die sich angefühlt, als würde ich sie nicht mehr in die Schuhe bekommen, wenn ich sie jetzt hier rausnehme. Und dann ist da noch die Sache mit dem Sand, den ich nicht unbedingt in meinen Socken und Schuhen brauche.

Ansonsten ist das hier eine recht prächtige Ecke um Bilder von der schwarzen Brücke zu machen [1] [P]. Ich ging damm zurück zu der Schautafel, an welcher der Weg sich teilt in die Strecke zum Beach (eben gesehen) und zur Ranch, noch mal ein knapper Kilometer flussaufwärts entlang des Bright Angel Rivers in nördliche Richtung. Vorbei an der gut versteckten (dafür aber umso besser ausgeschilderten) Rangerstation [1] und dem Amphitheater [1], in dem dann Abends oft Rangerprogramme geboten werden ging ich zwischen den Gebäuden durch zu dem Gebäude, in dem sozusagen die Rezeption ansässig ist, welches aber auch als Restaurant ("Canteen"), Laden und Bar dient.

Dort konnte ich nach kurzer Wartezeit einchecken. Die Unterkunft, die ich für heute gebucht hatte, war ein so genannter Dorm Room. Ehrlich gesagt, ich wusste bis jetzt nicht, was das genau ist. Aber nachdem es heute früh hieß "Male Dorm Room" (Male = männlich) habe ich abgeleitet, dass das so etwas Ähnliches sein wird wie ein Bungalow, in dem eben Herrschaften untergebracht sind während es für die Damen der Schöpfung gesonderte Bauten gibt. Und ich sollte damit richtig liegen.

Ich bekam das Haus Nummer 12 zugeteilt, von der Canteen kommend das erste Gebäude dieser Art [1]. Ich deponierte meinen Kram auf einem der Betten. Es sind in jedem dieser Gebäude 5 Stockbetten, ich habe das letzte der unteren Ebene ergattern können (früher, da wollten wir alle immer oben sein. Werde ich wohl alt? BIN ich etwa alt? Nein. Ich habe nur Höhenangst) [1]. Ich machte auch noch ein Bild von den "Cabins", den kleinen Häuschen, die dann ein etwas intimeres Flair bieten als diese Dorm Rooms, aber auch deutlich mehr kosten [1]. Bei einem Zwischenstand von 34.027 Schritten gemäß Schrittzähler machte ich mich erneut auf den Weg Richtung Colorado.

Der Weg führte mich am Bright Angel Creek entlang [1|2] und endete zunächst wieder an diesem Strand. Der ist irgendwie hübsch [P]. Dann wollte ich auch mal über die andere Brücke gelaufen sein. Wenn ich schon mal da bin. Gedacht, getan: Auf dem Weg dorthin konnte ich wieder mal ein Reh beim äsen beobachten [1] und passierte auch die Ruinen, die von einer frühen indianischen Siedlung hier unten stammen sollen [1]. Der Weg unterquert [1] zunächst die schwarze Hängebrücke um in einer engen Linksschlaufe nach oben zu führen, wo man dann direkt den Weg hinüber zum anderen Ufer [1] und einen brauchbaren Ausblick auf den Colorado und die Sandbank des Strandes, von dem ich jetzt schon zwei Mal erzählt habe, vorfindet [1].

Auf der anderen Seite des Flusses führt der Weg direkt durch einen Tunnel. Auch der ist irgendwie interessant. Solang man auf diesen zugeht sieht er aus, als würde die ewige Dunkelheit in ihm warten [1]. Doch kaum hat man ihn betreten kommt irgendwo (genauer: Am Ende des Tunnels) ein Lichtlein her [1].

Ich bin dann nicht, wie eigentlich geplant, die Schleife gelaufen, die mich auf der anderen Brücke zurückgeführt hätte, sondern blieb der schwarzen Brücke für diesen Moment zumindest treu [1]. Danach noch ein Bild von mir am Strand [1] und des mittlerweile sehr reinen Wassers des Colorado (die Sedimente lagern sich überwiegend in einem Stausee oberhalb des Grand Canyons ab) [1|2].

Ich hatte ja vorhin schon von dieser Infotafel an der Weggabelung geschrieben. An dieser setzte ich mich auf dem Rückweg zur Ranch nieder und möchte Dir nun zeigen, wie Socken und Schuhe nach diesem Tag (bisher) aussehen [1]. Ich fasste dann auch noch den Mut, die Schuhe auszuziehen und mir das genauer anzusehen, was ich schon die ganze Zeit fühlte. Die Fußsohle war durch die vielen Schritte, die ich im Vorfeld schon gelaufen und gewandert bin, noch top in Schuss und ich hätte mir sogar zugetraut, so gesehen, den Rückweg noch am gleichen Tag zu machen. Aber ich habe ja keine Eile. Die empfindlichen Gemüter unter Euch möchte ich hiermit auffordern, das nächste Bild nicht anzuklicken [1]. An dieser Tafel gibt es Infos über die Rangerprogramme (wann und wo diese stattfinden), über die Kondore der Region [1] und den Grand Canyon allgemein.

Nachdem meine Füße also etwas erholt waren lief ich wieder in Richtung Ranch, vorbei am zugehörigen Zeltplatz [1] und erneut entlang des Bright Angel Creeks, zu dem ich langsam eine emotionale Bindung aufbaue [1|2|3].

Ich fand irgendwie keine Ruhe. Ich hatte, egal was ich gemacht habe, Angst, dass ich etwas verpassen könnte. Also rannte ich wieder (soweit die Füße das zuließen) zum Beach und hielt fest, wie das aussieht, wenn die schwarze Brücke im Schatten des Canyons verschwindet, der farblich das allabendliche Spektakel bietet [1|2|3|4]. Die Stromschnellen des Colorados lassen sich bei diesem Licht - Stativ oder passenden Ersatz vorausgesetzt - auch recht hübsch einfangen [1]. Die Abendstimmung hier unten hat ihr ganz eigenes Flair [1] und allein die ist, finde ich, die Reise wert gewesen.

Und weil ich nicht am Beach, geschweigedenn unter einer der beiden Brücken schlafen wollte erneut die Strecke hoch zur Phantom Ranch [1|2]. Ich war dann noch kurz in "meinem" Zimmer und wurde dort von einem Mitbewohner informiert, er hätte vorhin eine Maus durch den Raum huschen sehen, könne aber nicht sagen, wo diese sich aufhält.

Und dann begann ich, Bilder zu machen, die mir persönlich dann auf Grund ihrer Andersartigkeit besonders gut gefallen. Was nicht bedeutet, dass Du Dir da jetzt nicht eine eigene Meinung bilden darfst. Bei mir besteht kein Zustimmungszwang.

Beim Warten auf das Abendessen nämlich stellte ich meine Kamera samt Stativ hin und machte ein Bild des Grand Canyons im Licht des fast vollen Mondes [1]. Ich hielt zudem die etwas widersprüchliche Beschilderung an der "Canteen" fest [1] und nahm an der Speisung der Anwesenden teil. Das läuft hier so ab, dass man (wie vorhin schon beschrieben) vorab die Mahlzeiten bucht. Je nachdem, für was man sich entschieden hat wird man für die "Essensschicht" um 16:30 oder 17:30 eingeteilt. Der Platz hier unten ist sehr eng, Anbauten wären sicher grundsätzlich möglich, dürften aber vermutlich durch sehr strenge Bauvorschriften im Nationalpark so gut wie unmöglich sein. So werden hier also pro "Schicht" rund 40 Leute durchgefüttert, in meinem Fall mit Chili und Salaten nach dem "All you can eat" Prinzip. Es steht ein großer Topf Chili am Tisch, es gibt Brot dazu und alles wird nach Bedarf nachgefüllt [1]. Dann hält die Bedienung noch eine kurze Ansprache [1], hebt noch kurz hervor, was das für ein exklusives Erlebnis ist, heute hier unten sein zu dürfen und provoziert damit, dass die ganze Truppe, die hier für den Moment zusammengewürfelt ist, sich selbst applaudiert.

Da ich das nicht nötig habe bleiben meine Hände in dem Moment still. Als ich dann sitt und satt war verließ ich den Tisch, meine Kamera hatte ich natürlich schon dabei, und zog erneut los zum Beach. Auch wenn das jetzt vielleicht langweilig klingt, aber nachdem die Sonne untergegangen war und der Mond mit seinem hellen Schein die Nacht erleuchtete war hier nochmal eine komplett andere Lichtstimmung zu verzeichnen. Ich erspare Dir und mir jetzt die Erläuterung der jeweiligen Standorte und wünsche viel Spaß beim Klicken durch die Bilder [1|2|3|4|5|6|7|8].

Noch ein "Abschiedsbild" für den heutigen Tag von der "Canteen" mit einer sehr schönen Ausleuchtung durch die Lampen einerseits und den Mond andererseits [1], dann ging es ab in die Falle. Eigentlich wollte ich ja kurz mal rumfragen, ob denn die Maus jetzt schon eliminiert sei. Aber die 8 Mann, die im Raum waren, schliefen alle schon und der zehnte Mann kam etwas später. Ich hing jedenfalls alles, was irgendwie Lebensmittel enthielt, von meinem "unteren Bett" aus an die Streben des Bettes über mir.

Da hatte ich ja schon befürchtet, dass ich gar keine Ruhe finden werde, denn als ich mich am Nachmittag mal für ein paar Minuten hingefläzt hatte sprang der junge Mann über mir so derart in seinem Bett herum, dass ich schon überlegte, ob es die Spielkonsole "Wii" jetzt denn schon portabel gibt. Aber da war in der Nacht dann auch deutlich mehr Ruhe drin. Ab und an vernahm ich etwas, was eine knabbernde Maus hätte sein können. Und immer wieder entpuppten sich die Geräusche als knarzendes Bett.

Irgendwann fand ich dann doch auch meine Ruhe und schlief recht gut und fest.

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