Reisebericht USA 2007
Markt Erlbach, im November 2007
Tag 9 -  Tulsa - Sapulpa - Arcadia - Edmond - Oklahoma City - Bethany - Fort Reno - Hydro - Weatherford - Clinton - Elk City
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Sonntag, 21. Oktober 2007

Heute Nacht bin ich mehrmals kurz wach gewesen. Um 5:30 bin ich dann endgültig aufgestanden. Der Wetterkanal im Fernsehen erzählt, in Oklahoma City: Eines meiner Ziele des heutigen Tages, soll es zwar warm, aber recht regnerisch sein.

Ein gestern Abend noch getätigter Entschluss besagt, wenn ich mich an einem Tag noch 3x verfahre, breche ich die Tour entlang der Route 66 ab. Ich bin ja mal gespannt!

Nachdem ich ja gestern beim ersten Motel 6 mit dem Versuch gescheitert bin, ein Zimmer für die Nacht zu bekommen und somit fast um die ganze Stadt gefahren bin zum anderen Haus der Kette am Platz, fuhr ich zurück und startete den heutigen Abschnitt dort, wo ich gestern fast zufällig die Beschilderung der Route gesehen habe [1]. Hier gab es zunächst auch Schilder fast im Überfluss. Aber was mir auf diesen paar Meilen eingefallen ist: Als ich 1998 mit dem Bus durch die USA chauffiert wurde auf der Tour mit Contiki, hielt genau dieser Bus ja mal an einem Route 66 Schild an, damit jeder mal ein Bild dort machen kann. Seinerzeit zeigte ich mich sehr amüsiert darüber, wie die alle auf dieses Schild zugestürmt sind und Bilder machten, mich fragend, was daran so besonders ist.

Die letzten Tage habe ich nun einige 100 Meilen Route-Erfahrung sammeln dürfen und weiss mittlerweile sehr wohl, wie besonders, wie aussergewöhnlich und bewundernswert so ein Schild doch ist mit dem Hintergrundwissen, wie selten diese Schilder überhaupt irgendwo stehen. Geschweigedenn dort, wo man sie wirklich brauchen könnte.

Ich fuhr also, sofern Beschilderung und Reiseführer dies zuließen, durch Tulsa [1|2|3|4|5|6|7]. Dank der übersichtlichen, eindeutigen Beschilderung [1] fand ich auch recht schnell wieder aus der Stadt.

Wer sich das letzte Bild angesehen hat versteht vielleicht, dass ich hier berichten muss, die Route für einige 100 Meter verloren zu haben. Dieser Fehler war kurz darauf aber schon wieder behoben, die Fahrt konnte weiter gehen.

Auf der Fahrt nach Oklahoma City gibt es so einiges von dem, was ich an dieser Stelle mal "Route 66 feeling pur" bezeichnen möchte. Bevor ich wieder Proteste bekomme von wegen "Romantik". Der Reiseführer animiert den Reisenden, am Ortsende von Sapulpa die offziell ausgeschilderte Trasse zu verlassen und die wirklich alte Route zu fahren, die dann wieder zurück auf die "normale" Strecke führt: Alte Brücken nahe am Verfall [1|2|3|4|5|6], verlassene Autokinos, die allmählich der Wildnis zurückgegeben werden [1|2|3] und einsame Streckenabschnitte. Genauso wie alte Motels, Restaurants, kleine Häuser und Tankstellen wie etwa in Davenport [1|2|3|4|5|6|7|8]. Für diesen Tipp stocke ich das Kontingent, wie oft ich mich verfahren darf, um 1x auf.

Irgendwo, mitten in der Pampa, steht dann entgegen der Behauptung eines in unmittelbar in der Nähe stehenden Baumes [1] eine alte Tankstelle, die ebenfalls langsam aber sicher vor sich hin verfällt [1|2|3]. Interessant auch der kleine Bericht über die Vergangenheit dieser Gas Station, die man durchaus als bewegt bezeichnen kann [1].

Der nächste Stop war dann in Arcadia. Hier wird ein recht großes Trara gemacht um eine rote Scheune mit einer Besonderheit: Sie ist rund [1]. Im Erdgeschoss ist ein kleiner Laden untergebracht, in denen man neben den üblichen Route 66 Souvenirs (Tassen, T-Shirts, Gläser, Postkarten) auch handgemalte Spruchblätter des Betreibers dieser "Sehenswürdigkeit" käuflich erwerben kann. Hier traf ich ein deutsches Paar mit zwei Kindern, die zusammen mit mir dafür sorgten, dass die aushängende Statistik des Vorjahres wieder ähnlich deutlich von Deutschen angeführt wird [1] und mit denen ich kurz ins Gespräch kam. Ich suchte noch kurz den ersten Stock des Gebäudes auf, anscheinend ein Veranstaltungsraum mit einer Bühne in der Mitte des Rundes [1]. Punkt Mittag hat uns der ältere Herr hinter dem Tresen nett aber bestimmt rausgeworfen unter Hinweis darauf, dass er jetzt Mittagspause machen würde. Auch andere Reisende, die gerade vom Parkplatz auf der anderen Straßenseite kamen, wurden mit entsprechendem Hinweis abgewiesen, so dass ihnen eigentlich nur die Ansicht der Scheune von aussen blieb. Aber immerhin!

Nur einige hundert Meter weiter dann, wieder mal mitten in der Landschaft, fast wie ein Ufo eine Raststätte der Moderne: Auf sich aufmerksam machend mit einer riesigen angedeuteten Flasche [1] direkt an der "Route" präsentiert sich "Pops", mit einem riesigen, sehr interessant konstruiertem und freitragendem Dach [1]. Das streng strukturierte Äussere [1], das man von Weitem schon erblicken kann, setzt sich an der Fensterfront des Platzes, wie auch im Inneren der Lokalität fort [1]. Ich erwarb eine standesgemäße Flasche Schokomilch [1] und setzte meinen Weg fort.

Durch Edmond ging es direkt weiter nach Oklahoma City. Im Reiseführer stand, dass das Capitol dieser Stadt, Sitz der Regierung des Staates der zufällig so heisst wie die Hauptstadt, eines der wenigen ohne Kuppel ist. Das kann ich auf den ersten Blick nicht so bestätigen, jedoch gibt es so einige Anhaltspunkte, die besagen, dass diese Kuppel in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts erst dazukam. Das entlastet den Reiseführer. Der Himmel über Oklahoma City ließ nicht gerade auf gutes Wetter hoffen, dennoch wagte ich mich einige Meter vom Auto weg und machte einige Fotos vom Parlamentsgebäude und dessen näherer Umgebung [1|2|3|4|5|6]. Hier trat dann auch ein, womit ich schon seit längerem rechnete: Die erste Speicherkarte war voll.

Ich ging zurück zum Parkplatz, nachdem die neue Speicherkarte eingewechselt war [1|2|3]. Dort hielt eines von diesen Pickup-Schlachtschiffen, dessen Fahrer mich fragte, ob ich von hier sei. Ich glaube, ich habe wieder mal geschmunzelt als er mir erzählte, er hat zwar ein Navi, auf das er dann auch mit gedämpftem Stolz zeigte, aber er hat sich offenbar doch verfahren und sucht jetzt irgend einen Highway. Ich habe vorhin gesehen, dass der Park zwischen dem Parkplatz hier und dem Capitol über eine mehrspurige Straße führt und eventeuell die gemeint sein könnte, das sagte ich dann auch unter Vorbehalt so. Er bedankte sich und fuhr von dannen. Ob er jemals angekommen ist?

Unterwegs nach Bethany gab es dann mal wieder "was zu trinken" für's Autolein: 13,559 Gallonen passten rein, 37 USD war der Gegenwert bei einem Einzelpreis von 2,729 USD. Wahnsinn, was die Kiste wegsäuft. Mit meinem Fabia käme ich mit weniger Sprit doppelt so weit. Aber der ist ja nicht da.

Bei Bethany läuft dann die alte Trasse parallel zum aktuellen Highway 66 [1|2]. Und wieder einmal macht sich der Route 66 Reisende (aktuell also ich) auf in endlose Weiten [1|2].

Fort Reno. Der erste Gag der Verfasserin des Reiseführers für heute. In einem Block steht sinngemäß:

Fahren Sie rechts und gleich wieder rechts. Dort gelangen Sie zu den alten Kasernen und dem Exerzierplatz von Fort Reno.

Wenn Sie es eilig haben, können Sie hier aber auch geradeaus weiterfahren.

Die Worte mögen abweichen von jenen im Buch, aber das ist der Inhalt, in meine Worte gefasst. Dies würde ich so interpretieren, dass ich mir das zweimalige Rechtsabbiegen auch sparen kann, wenn ich mit dem Militärkram nichts am Hut habe. Fakt ist aber, dass ein einziges rechts Abbiegen flachgefallen wäre und ich somit schnurstracks auf der Interstate landete. Herrlich, ehrlich!

Dann hat mich der Reiseführer gleich ein zweites Mal für den heutigen Tag irrgeleitet. Ich habe ja mit vielem gerechnet, aber nicht mit einem Feldweg [1], der sich dann aber auch als nicht richtig navigiert outete. Das Problem mit dem Reiseführer ist, dass anhand des Meilenstandes erklärt wird, wann man abbiegt. Also z.B. "564 - Am Stopschild rechts". Schon einleitend wurde aber erklärt, dass die Meilenstände durchaus abweichen können durch Umleitungen, durch Abstecher (wie Fort Reno) und auch durch unterschiedliche Fahrzeuge.

Sogar mit baugleichen Fahrzeugen, so die Verfasserin im Vorwort, stellten sich am Ende der Tour Differenzen im dreistelligen Bereich raus. Berücksichtige ich nun noch, dass auf dieser einen Meile, auf der dieser entsprechende Stand angezeigt wird, locker auch mal zwei oder mehr Stopschilder stehen können, kannst Du Dir vielleicht vorstellen, wie verwirrend das alles sein kann. Selbst wenn Dein Meilenzähler 100% synchron mit dem Musterzähler der Verfasserin läuft, so müsstest Du ständig hin und her rechnen, wenn Du Dich verfahren hast. Liebe Frau Stein: Jede noch so unbedeutende Straße hier hat einen Namen. Warum schreiben Sie nicht "auf die County Road xy" dazu, wenn ich links abbiegen muss? Warum steht da so oft "Frontage Road"? Ich habe die am Anfang gesucht wie ein Blöder, weil mir niemand gesagt hat und es auch nicht im Büchlein stand, dass dies quasi die Straße ist, welche die Interstate begleitet und die im Normalfall auch einen ganz anderen Namen hat. Doch zurück zu meinem Feldweg: Und dennoch könnte ein fast schon nicht mehr zu übersehender Hinweis am Ende dieses Feldwegs ein deutlicher Hinweis sein, dass dieser Weg vielleicht doch richtig war [1]. Wie schade, dass ich nicht glaube.

Für die nächsten Bilder der nächsten Sehenswürdigkeit (laut Reiseführer) war es wieder einmal notwendig, zurück zu fahren. Mangels Beschilderung sowie auf Grund einer sehr dürftigen Beschreibung im Reiseführer fuhr ich erst mal auf der Interstate daran vorbei, aber dann über ein paar regionale Sträßchen zurück zur Brücke über den South Canadian River. Was ich nicht unbedingt tun hätte müssen, war diese doch recht unspektakulär [1]. Dies war also Verfahrer Nummer drei.

Der nächste folgte direkt danach: Der Reiseführer schreibt, dass im (!) Örtchen Hydro [1] mit knapp über 1.000 Einwohnern (Quelle und Jahr darfst Du raten) eine kleine Tankstelle steht, das von Lucille Hamons betrieben wurde, die offenbar als Route 66 Legende gefeiert und verehrt wird und im Jahre 2000 ihr irdisches Dasein aufgeben musste. Ich fuhr also in diesem Ort rum und war froh, dass das keine Milliionenmetropole war, denn "Lucille's" gab es hier nicht. Das war ausserhalb der "Stadt" und direkt an der Route zu finden [1|2|3]. Eigentlich wäre es jetzt und hier an der Zeit gewesen, abzubrechen.

Doch mittlerweile hatte ich ein Ziel: Während ich trotz der widrigen Umstände, seien es jene auf Papier oder die nicht existenten am Straßenrand, gut voran kam nahm ich mir vor, bis Amarillo zu fahren, wo ich ja 1998 schon einen Halt mit der Truppe von Contiki einlegte. Also ging es weiter, an den Windkraftanlagen bei Weatherford vorbei [1|2] in Richtung Elk City.

Kurz vor 6 Uhr am späten Nachmittag stand ich dann vor den (sinnbildlichen) Toren der Stadt Clinton. Und somit vor der Wahl, diese zu umfahren oder zu durchfahren. Ich entschied mich für den Weg aussenrum, weil ich es so langsam aber sicher satt hatte, durch Städte zu fahren, die ich nicht kenne, geführt von einem Reiseführer, der mich nicht mag und gelotst von Schildern, die nicht existieren. So umfuhr ich also diese Ortschaft, habe dabei allerdings offenbar ein ganz nettes Route 66 Museum verpasst, und steuerte auf die (von der Interstate aus gesehen) Tiefebene [1] zu, in der Elk City liegt, aber immerhin auch auf fast 600 Metern über NN.

Bevor sich jetzt jemand übermäßig freut, dass "der Elch" in Elk City nächtigt: Erstens heisst Elch auf englisch (bekanntlich) Moose, zweitens war dies kein bewusst angesteuertes Ziel sondern einfach nur die nächste Ortschaft mit einem Motel 6.

Kurz vor dem Einchecken die ersten Bilder vom dortigen Sonnenuntergang [1]. Als ob ich gewusst hätte, dass das hier länger dauern wird.

Zuerst mal hatte ich Schwierigkeiten, das Büro des Motels zu finden. Das ist hingegen üblicher Gepflogenheiten in der Mitte des Gebäudes, aber gut, eine dreiviertel Runde um das Gebäude hat gereicht. Andere hätten da sicher vier mal herumfahren müssen.

Und dann ging es los: Ich betrat die Lobby. Hinter dem Tresen war niemand, aber auf einem Bänkchen saß turtelnd ein Pärchen, wohl Mitte/Ende 40. Der weibliche Teil meinte "wir haben geschlossen". Ich blickte wohl etwas verdutzt (nicht wegen dem geschlossen, sondern wie hemmungslos das Personal hier rumlungert), und sie löste auf: Haha, das war ein Scherz.

Ich sagte also mein vorbereitetes Sprüchlein auf: "One person, one night, zero smoking" - Eine Person, eine Nacht, Null rauchen (Also ein Nichtraucherzimmer). Die Frau hat mir meinen Reisepass relativ schnell wieder über den Tresen zurückgeschoben mit dem Vermerk, sie hätte es nicht so mit "diesem Passportzeugs". Nungut, dachte ich mir. Hauptsache, ich bekomme mein Zimmer. Sie wollte meine Adresse, wofür ich eine meiner Visitenkarten hergenommen habe. Während ich diese aus dem Geldbeutel herauspulte, flitzte sie hinter dem Tresen hervor, um doch recht innig (wohl frisch verliebt) von ihrem Holden Abschied zu nehmen, der sogleich mit seinem Motorrad von dannen ritt.

Nett fand ich, dass sie sich unmittelbar danach wieder einfand, um meinen Wunsch nach einer Schlafstätte zu erfüllen: Ich gab ihr meine Kreditkarte. Sie versuchte, ihre Buchung anhand dieser zu tätigen. Dazu fragte sie nach meiner Postleitzahl. Die gab ich ihr und sie stellte fest: Das klappt so nicht! Sie hat es nochmals probiert, es hat wieder nicht geklappt. Das hat mir dann doch Sorgen gemacht, da ich auch weiterhin meine Motels per KK bezahlen wollte. Ich habe dann eben bar bezahlt. Aus Markt Erlbach wurde mal wieder schlicht und einfach "Mart", und trotz meines hübschen Sprüchleins am Anfang musste ich noch zwei mal erwähnen, dass ich ein Nichtraucherzimmer wünsche. Das habe ich dann sogar ohne weitere Nachfragen (haha!) bekommen, und so habe ich meinen Kram aus dem Auto geholt und mein Zimmer 237 bezogen. Dass ich hier gar mit "honey" und "darling" angesprochen wurde lasse ich mal wohlwollend unter den Tisch fallen. Hätten diese Begriffe in irgend einer Weise mehr Substanz gehabt, ich hätte mich wehren müssen.

Der Wind pfiff nach wie vor enorm über das Land, ein letztes Bild vom Sonnenuntergang sowie eine fotografische Erinnerung an dieses Vollservice Motel wurden daher leicht verwackelt [1|2]. Berichtenswert fand ich auch den sehr professionell erstellten Lageplan der Zimmer und Notausgänge, der im Flur hing [1].

Im Eingangsbereich dieses Motels steht ein PC, der für die Gäste zur Nutzung bereitsteht. Während in allen Motels, auch hier, überwiegend auf WLAN-Technik gesetzt wird, man also mit eigenem Laptop alle (Internet)Möglichkeiten der Welt hat, steht hier ein Rechner aus der Steinzeit. Mit einem Monitor, den ich mal auf 12 oder 13 Zoll schätze und der eine Wölbung hat, dass eine kurzsichtige Wahrsagerin das Ganze glatt für ihre Glaskugel halten könnte.

Der Wettersender in der Flimmerkiste prognostiziert für diese Gegend Winde von bis zu 70 km/h, noch während ich meine Notizen von diesem Tag niederschrieb wurde dies um rund 20% nach unten korrigiert. Das provoziert ja schon fast Optimismus!

Das waren dann heute 384 Meilen. Bettzeit? Keine Ahnung! Ich weiss nur, es hat noch zwei kleine Päckchen "Cheez it!" aus dem Automaten gegeben. Das ist ja auch wichtiger.

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