Reisebericht USA 2007
Markt Erlbach, im November 2007
Tag 10 - Elk City - Shamrock - McLean - Alanreed - Groom - Amarillo - Perry - Wichita Kansas
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Montag, 22. Oktober 2007

So gegen 2 Uhr bin ich aufgewacht. Es hat sich richtig schön eingeregnet mittlerweile, und auch dem Wind scheint es hier zu gefallen. Ein kurzer Blick in den in diesem Zusammenhang schon mehrfach erwähnten TV-Sender beruhigt ein Stück weit: Ab den frühen Morgenstunden soll es ruhiger werden. Wäre mir ganz recht.

Kurz vor halb 8 habe ich eigenständig die Augen geöffnet und mich für den heutigen Tag vorbereitet. Die Temperaturen orientieren sich mittlerweile an der Aussage der komischen Frau vom Motel, die erzählt hat, dass um diese Zeit normalerweise schon Schnee liegt in dieser Gegend. Aber doch sind es noch 5°C hier. Auch recht.

Direkt beim heutigen Start zeigt der Bordcomputer an, dass einer der hinteren Reifen etwas wenig Luft hat. Ich steuerte also die nächstbeste Tankstelle an um quasi Luft zu holen. Das ist hier nicht so billig wie in Deutschland, wo dies ja für gewöhnlich als kostenloser Service angeboten wird. 75 Cent habe ich investiert, bis alle 4 Reifen kontrolliert und halbwegs befüllt waren. Noch viel schlimmer als diese brachiale Investition ist es, bei kontinuierlichem Nieselregen und mittlerweile 4°C Aussentemperatur um das Auto herumzukriechen und sich mit nicht allzu leicht gängigen Ventilkäpselchen zu beschäftigen.

Nachdem also die Pneus nun allesamt gut belüftet waren ging es weiter in Richtung Texas. Noch befand ich mich ja im Staate Oklahoma. Wenige Meilen vor der Grenze dann kann man eine Zeitreise in die deutsch-deutsche Vergangenheit machen [1], bevor man in Texas willkommen geheissen wird [1]. Immer wieder führt der Weg an Orten und Plätzen vorbei, die wie ein Mahnmal an die Blütezeit der Route 66 erinnern [1|2]. In Shamrock machte ich ein Bild vom U-Drop-Inn Café, das wohl unumstritten mit seinem Art Deco Design eine der Ikonen der Architektur entlang der Mother Road darstellt [1].

Obwohl die Interstate hier direkt parallel zur alten Route 66 läuft ist auch auf der Strecke nach McLean der Verfall der Servicestationen der glanzvollen Vergangenheit zu sehen [1|2]. Das Route 66 Museum hier im Ort [1](830 Einwohner, Wikipedia, Stand 2000) öffnet um 10 Uhr. Es ist 9:15! Aber das Ganze relativiert sich gleich darauf: Das Museum ist von Dienstag bis Samstag geöffnet. Es ist Montag. Das Leben ist heute mal wieder gegen mich! Also bleibt mir nichts weiter übrig, als auch hier die Kontraste der Route bildlich festzuhalten [1|2] und meinen Weg gen Westen fortzusetzen. Hier in Texas gibt es übrigens sogar eine extra Geschwindigkeitsbegrenzung für die Nacht [1].

Weiter ging es auf der Route 66 [1] Richtung Alanreed, einem Dorf mit etwa 50 Einwohnern. Ich fahre wieder ein paar Meilen Interstate, mache kurz Rast an einer "Rest Area" [1] und fahre weiter bis Groom, wo man das Wahrzeichen der Ortschaft (587/Wiki/2000) nicht übersehen kann [1], das auch von anderen Gewerbetreibenden des Ortes für Werbung missbraucht wird [1]. Am Endes des Ortes, an einem vor sich hin verfallenden ehemaligen Motel [1], kann man das schon von Weitem sichtbare Kreuz von Groom besuchen.

Hier handelt es sich um ein gut 50 Meter hohes Gebilde, das einfach nichts weiter ist als ein Kreuz. Soweit ich informiert bin hat das irgend ein Ingenieur mal zusammengespart und aufstellen lassen, um ein deutliches Zeichen seines Glaubens zu setzen. Was ihm ganz gut gelungen ist. Es gibt rings um ein paar Skulpturen, die den Leidensweg Jesu darstellen und einen Gift Shop, in dem es alles Mögliche an christlichen Reliquien käuflich zu erwerben gibt [1|2|3]. Aber kein einziges Route 66 T-Shirt.

Anschließend gab es wieder mal, zur Abwechslung, ein paar Meilen "endloser Weiten" [1], bis ich dann in Amarillo ankam. Oder besser: Bei Amarillo.

Zunächst musste ich aber erst mal durch die Hölle. Oder sowas ähnliches: Die Tankanzeige bzw. die angezeigten verbleibenden Restmeilen mit der aktuellen Tankfüllung gingen Richtung Null. Ich dachte, ich schaffe das noch bis Amarillo. Ich bin dann irgendwann runter von der Interstate, um der Beschilderung des Business Loops zu folgen, wo sich normalerweise immer viele Tankstellen, Motels, (Schnell)Restaurants und Malls aneinander reihen. Aber es ging weiter und weiter und weiter. Von Business keine Spur und die Angabe der Restkilometer bzw. -meilen wurde durch ein einfaches, lapidares "Low fuel" (Wenig Sprit) ersetzt. Wahrscheinlich ist an dieser Strecke die nächste Tankstelle dann irgendwo im allerletzten Eck des äussersten Nordwesten Amarillos. Und hat noch wegen Inventur geschlossen oder so, bei meinem Glück. Ich kehrte um, beschloss, die Interstate weiter zu fahren und konnte dort dann irgendwo auffüllen. Für die Statistiker: 15,060 Ga. á 2,739 $ = 41,25 $.

Nachdem die komische Frau vom gestrigen Motel mir was erzählen wollte, dass meine Kreditkarte streikt, habe ich an dem Geldautomaten hier sicherheitshalber gleich noch 200 Dollar abgehoben mit der EC-Karte. Das habe ich noch zwei mal wiederholt heute und hat gut geklappt.

Zwei Plätze waren es, die ich in Amarillo gezielt ansteuerte.

Was ich aber nach dem Urlaub erst gemerkt hatte: Ich habe offenbar versehentlich mehrfach die Verstellung der Auflösung meiner Kamera betätigt. Der Knopf dafür ist relativ leicht zu betätigen und wenn die Kamera eingeschaltet um den Hals baumelt, ist das schnell passiert. Wie gesagt, alles Erkenntnisse, die ich zu Hause erst erlangt habe. Zwar habe ich, wenn die Kamera dann letzten Endes beim "Panorama Modus" angelangt war anhand der schwarzen Balken gesehen, dass etwas nicht stimmt und das Ganze dann umgehend korrigiert, aber das half dann für die vorigen Bilder auch nicht weiter.

Zwar wird das aktuell eingestellte Format auch angezeigt, wenn die Kamera eingeschaltet wird, jedoch habe ich dem keine Beachtung geschenkt, davon ausgehend, dass dies nur durch einen etwas umständlicheren Weg durch die Menüs des Gerätes einstellbar ist.

Das schreibe ich bewusst hier so ausführlich, da ich für die vorigen beiden Bilder sowie auch die nächsten paar Dutzend Bilder um Verzeihung bitte, da sie mit einer Originalauflösung von 640x480 Pixel aufgenommen wurden, also knapp 0,31 Megapixel - Mit einer Kamera, die 6M schaffen könnte, um auf das Format 800x600, in denen ich meine Bilder normal präsentiere, zu kommen. Daher sind die Bilder etwas verschwommen und unscharf, aber doch sehenswert. Schaut einfach trotzdem mal rein.

Ich steuerte zunächst die Big Texan Ranch an [1], das legendäre Restaurant mit dem 72 oz schweren Steak, das man für umsonst bekommt. Vorausgesetzt, man schafft es alleine, in einer bestimmten Zeit, und unter bestimmten Bedingungen. Die Spielregeln hierzu hatte ich ja in meinem 1998er Bericht schon mal festgehalten [R]. Die hier parkenden Autos sind auch schon von Dach bis Reifen auf Halloween eingestellt [1]. Und das daneben liegende Motel, in dem wir 1998 schon untergebracht waren, erstrahlt nach wie vor in den buntesten Farben - Auch wenn die ungünstig stehende Sonne das nicht so richtig hervorhob [1]. Ich erwarb ein paar Postkarten und fragte nach, wo ich diese legendäre Cadillac Ranch finden könne. Der Weg wurde mir ziemlich exakt beschrieben. Hingegen meiner Befürchtung, dass das kompliziert werden könnte, ging es nur darum, auf die Interstate zu fahren für einige Meilen mehr als ich dachte und dann ein paar 100 Meter zurück zu fahren.

Da war ich dann. Strahlend blauer Himmel, aber ein eisiger Wind, der über die hiesige Ebene pfiff. Das Gute daran: Ich war fast die ganze Zeit alleine und konnte so in aller Ruhe meine Bilder machen [1|2|3|4|5|6|7|8|9|10] [11|12].
Die künstlerische Ader, die die Besucher hier ausleben dürfen, im Sinne des Schaffers des Kunstwerkes sogar sollen, wird allerdings mittlerweile auch am Eingang des Geländes [1] sowie dem Platz davor ausgelebt [1|2].

Dies war dann also der geplante Endpunkt dieser Reise.

Ich hatte mir zwar in Minneapolis eine USA-Karte von Rand McNally gekauft, in der die wichtigsten Entfernungen und Fahrzeiten zu entnehmen waren, aber ich wusste nicht, wie gut man durchkommen würde. Staus, Umleitungen, vielleicht auch nochmal verfahren (ich habe gehört, so etwas geht auch ohne Reiseführer) und vielleicht dann doch der eine oder andere Stopp an Sehenswürdigkeiten oder Kuriositäten, die bislang nicht einkalkuliert sind haben mich veranlasst, hier umzukehren.

Also trat ich so gegen ein Uhr nachmittags den Rückweg an. Ich beschloss, bis Oklahoma auf der Interstate zurück zu fahren und mich dann von dort aus in nördliche Richtungen zu orientieren, um nach Minneapolis zurück zu gelangen.

Unterwegs dann neben ein paar Fotos von einem ganz witzig gestalteten Motel [1] wieder ein kurzer Stop auf dem südlichen Gegenstück zur auf dem Hinweg schon besuchten Rest Area, vergleichbar mit einer Raststätte, nur ohne Gastronomie. Das machen hier Automaten [1|2].

Unterwegs habe ich mir dann, irgendwann nachmittags, einen Stopp bei McDonalds gegönnt. Das sollte eine sehr seltsame Vorstellung werden: Eigentlich ging ich ja nicht davon aus, dass eine Bestellung über zwei Doublecheeseburger ein Problem darstellt. Die hagere Tussi, die mich hier bedient hat, war auf einmal weg. Dafür waren die zwei "DCB" da. Bis sie wieder da war, war einer schon wieder anderweitig verkauft, als die Gute dann wieder da war, packte sie den anderen DCB in die Tüte. Eine weitere Kollegin kam, sagte, das sei ihrer, nahm das Ding raus und die Tüte war leer. Aktueller Stand: 2 DCB im "Soll". Dann ist das Hungergestell selbst nach hinten unter der Ankündigung, das jetzt selbst in die Hand zu nehmen. Irgendwann war es dann so weit: Kurz vor meinem eigenen Hungertod erhielt ich meine zwei Doublecheeseburger, die ich packte um damit fluchtartig das Lokal zu verlassen. Das "Have a good day" von der Putzfrau am Ausgang habe ich mit einem gedachten "Du mich auch" beantwortet.

Ich kam problemlos voran auf meinem Weg "zurück". Bei Perry, Oklahoma gab es dann etwas recht Seltsames zu sehen: Einen Regenbogen! Seltsam deshalb, weil es nicht regnete. Es hat nicht mal ansatzweise getröpfelt [1]. Ich fuhr und fuhr und fuhr was das Zeug hielt. Naja, das (Fahr)Zeug hätte sicher mehr gehalten, aber die 70 oder 75 MPH, die hier erlaubt sind, lassen ein effektives Vorankommen kaum zu. So hielt ich ein paar mal kurz für den Sonnenuntergang [1|2|3] [P] und das Drumherum [1|2|3|4] an und fuhr über die Grenze zu Kansas.

Kurz nach dieser Grenze wird die Interstate zum Turnpike. Das heisst: Blechen! Hier ist es überaus ratsam, zu wissen, wo das Motel steht, in dem man nächtigen will: An der Einfahrt zieht man ein Kärtchen, das man beim Ausfahren wieder abgibt, woraus sich dann die Distanz bzw. die zu errichtende Gebühr errechnen lässt. Die Maut betrug auf meiner Strecke 1,90 Dollar, die mich sicher nicht am Hungertuch nagen lassen werden. Das Motel war sehr schnell gefunden [1] und das Einchecken für Zimmer 103 lief problemlos. Übrigens auf die "nicht funktionierende" Kreditkarte. Mit 45,31 $ ist dies eine der günstigeren Übernachtungen in diesem  Urlaub. Aber noch mal zum Thema Kreditkarte: Ich fange an, die doofe Nuss vom Motel in Elk City zu hassen! Jetzt laufe ich mit 600 $ Bargeld in der Gegend rum und hab nicht mal mehr einen Grund!

Eine kleine Anekdote am Rande: Beim Einchecken wurde ich erst darauf aufmerksam gemacht, dass das Zimmer bis 11 Uhr morgens zu räumen sei. Als ich meinen Weckruf für den nächsten Tag 6 Uhr bestellt habe, wurde gar rückgefragt, ob ich 6 Uhr morgens meine. Ich frage mich, wie es wohl weiter gegangen wäre, wenn ich "nein" geantwortet hätte. Das "ja" war aber zu schnell. Feierabend gegen 21 Uhr nach 615 gefahrenen Meilen.

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